03.06.2012 – Trost ist für RuheForst der Mittelpunkt – Es gibt aber unterschiedliche Wege zum Trost

3. Juni 2012 – 

Aus der RuheForst Kulturecke: Die Buchbesprechung: „Interview mit dem Tod“

Als Betreiber von Bestattungswäldern, also Waldfriedhöfen, befindet sich RuheForst in einem Grenzbereich der menschlichen Existenz. Auf der einen Seite gehört der Tod zum Alltag, auf der anderen Seite will man hier Besinnlichkeit vermitteln, um damit Trost sein zu können. Zu Hilfe kommen RuheForst dabei die majestätischen und außergewöhnlich schönen Wälder mit ihrem alten Baumbestand und ihren markanten Naturmerkmalen. So ist für viele Trauernde per se schon allein der Gang in diese besondere Natur immer auch etwas Tröstliches. Aber auch ehe der mögliche Trauerfall eingetreten ist, wird für viele Menschen der Gang in einen der vielen RuheForst-Bestattungswälder zu einem angenehm-schönen und tröstlichen Erlebnis. Wie es eine Dame, Besitzerin „ihres“ Baumes, jüngst in das Gästebuch eines der RuheForst-Waldfriedhöfe schrieb: „Ich komme gerne hier her und umarme unseren Baum, er tröstet mich, dann fällt die Last des Tages zumindest für einige Stunden von mir ab.“

Von einem derartigen Erlebnis berichten den RuheForst-Betreuern immer wieder Besucher, und zwar unabhängig davon, ob sie bereits ein Familienmitglied auf einem RuheForst bestattet oder „nur“ einen Ruheplatz oder einen Familienbaum erworben haben. Immer ist der Besuch auf einem RuheForst die Auseinandersetzung mit dem Tod – dem eigenen, irgendwann eintretenden Tod oder dem Ableben eines Angehörigen oder eines Freundes.

Ein Journalist „begegnet“ dem Tod

Mit dem Tod, den Themen Sterbehilfe und Liebe, aber auch mit Wiedergeburt und Gott setzt sich der WDR-Redakteur Jürgen Domian in seinem jüngsten Buch auseinander, das den Titel „Interview mit dem Tod“ trägt. Seit inzwischen 17 Jahren ist die Sendung Domians eine Institution beim Westdeutschen Rundfunk. Man kann die Sendung mit Fug und Rechts als „Gesprächssendung“ bezeichnen. Sie heißt schlicht und einfach „Domian“ nach dem Namen des Redakteurs. Und sie hat einen festen Platz im WDR-Fernsehen sowie beim WDR-Radiosender „1 live“. Ausgestrahlt wird sie nachts. Und Nacht für Nacht rufen viele Menschen in der Sendung an und schildern vielschichtige Probleme und vor allem haben sie Fragen.

Viele Anrufer wollen in erster Linie über ihre Probleme sprechen. Und es sind darunter auch zahlreiche Anrufer, die vom Sterben eines nahen Angehörigen oder eines geliebten Menschen, einer schlimmen Krankheit oder vom bevorstehenden eigenen Tod erzählen wollen. Redakteur Domian kann in diesen Gesprächen selten mit einer Lösung dienen – und wer hat in ernsten Gesprächen dieser Art schon eine „Patent“-Lösung parat. Aber er hörte den Menschen zu, die ihn anrufen.

In seinem mittlerweile dritten Buch, das er aus und über die Gespräche in seiner Sendung geschrieben hat, die ersten beiden Bücher hatten Romanform, befasst sich Domian mit dem Tod, und zwar in der Form eines Interviews, was dem Buch auch den Titel gab. Er fragt den Tod unter anderem nach dessen Haltung zur Liebe, zu Wiedergeburt und Gott und zu zahlreichen Aspekten um den Tod. Die Antworten, die Domian seinem ansonsten wohl eher schweigsamen Interview-Gast in den Mund legt, seien im Grunde ein Überblick über tausende Jahre alte Weisheiten und Mystik, erläutert Domian seine „Arbeitsweise“.

Die immer gestellten Fragen: Was passiert nach dem Tod, warum gibt es Leid?

Dabei wechselt der Text des Buches in den einzelnen Kapiteln zwischen persönlichen Erlebnissen und den Gedanken des Autors zum Thema Tod hin und her, vermischen sich Fragen und Antworten mit fiktiven „Gesprächsprotokollen“. Es fließen dabei auch  Erfahrungen mit trauernden und oft auch verzweifelten Menschen aus seinen Sendungen in die Texte ein. Was passiert nach dem Tod? Warum gibt es Leid? Das sind die immer wieder gestellten Fragen.

Und was ist eigentlich Zeit? Darauf antwortet der Tod: „Ach, die Zeit. Ihr Menschen nehmt sie viel zu wichtig und lasst euch von ihr blenden. Ihr lasst euch gefangen nehmen von der Vergangenheit oder der Zukunft. Für den, der wirklich lebt, spielt Zeit keine Rolle. Sobald ihr über sie nachdenkt, habt ihr schon verloren ….. Das Vergangene ist bereits tot. Das Zukünftige nichts weiter als eine Illusion.“

Dazu passt ein kleines Gedicht von Rainer Maria Rilke aus Domians Buch:

„Der Tod ist groß,

Wir sind die Seinen

Lachenden Mundes.

Wenn wir uns mitten im Leben meinen,

wagt er zu weinen

mitten in uns.“

Am Ende des Interviews hat der Interviewer noch eine letzte Bitte an den Tod: „Kannst du mir etwas mit auf den Weg geben, für mein Leben, einen Gedanken eine Weisheit, einen Satz?“ Und was antwortet der Tod? „Ja. Ich will dir einen Satz sagen, der dir in glücklichen und in traurigen Zeiten hilfreich sein soll. Du musst ihn tief verinnerlichen. Er wird dich einerseits trösten – und andererseits wird er dich lehren, das Gute und Schöne, das dir widerfährt, noch mehr wertzuschätzen.“ Und wie lautet dieser Satz? „Auch das geht vorbei!“ Da mag die Auseinandersetzung mit „Gevatter Tod“ auch ein Trost oder doch zumindest ein Weg hin zum Tröstlichen sein.

Erhältlich ist das Buch „Interview mit dem Tod“ beim Gütersloher Verlagshaus, Autor Jürgen Domian, Preis 16,99 Euro.